Sonntag, 6. November 2011

Nostalgische ...

Advents- und Weihnachtsgedichte;



Alle Jahre wieder
Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind
auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.

Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus,
geht auf allen Wegen mit uns ein und aus.

Ist auch mir zur Seite still und unerkannt,
dass es treu mich leite an der lieben Hand.
                                                                   Wilhelm Hey

Heimliche Zeit
Heimliche Zeit, wenn es draussen friert und schneit
und der Christ ist nicht mehr weit!

Wie's tuschelt in den entferntesten Ecken, kichert und lacht!

Überall Bepacktsein, Verstecken, Vorfreude:
wie anderen Freude man macht!
Hoffen und wünschen weht feiernd durchs Zimmer:
Ein Heinzelmannswirken im Lampenschimmer:

Mich deucht, ich sah einen güldenen Schein:
Guckt da nicht Sankt Niklas zum Fenster herein?
Glocken erklingen in weiter Ferne.
Bratäpfelduft aus dem Ofen quoll.

Am nachtklaren Himmel schimmern die Sterne
verheissungsvoll und schauen das Treiben und freuen sich mit
bei der eilenden Menschen frohklingendem Schritt.

Friedvolles Hasten weit und breit:
Weihnacht ist nahe!
O heimliche Zeit!
                                                                   Albert Sergel


Auf dem Weihnachtsmarkt
Bälle, Kasperl, Hampelmänner;
neuen Christbaumschmuck für Kenner;
Schaumgold, Eistau, Wunderkerzen; frische Pfefferkuchenkerzen,
liebe Leute, kauft doch was!
Stehn seit Mittag auf der Strasse, leer der Magen, kalt die Nase,
dabei zieht's an allen Ecken, Weihnachtsmarkt ist kein Zuckerlecken.

Liebe Leute, kauft doch was!

Endlich ist der Tag gekommen!
Mutter hat sich Zeit genommen, mit mir zum Weihnachtsmarkt zu gehn.
Zinnsoldaten, Schaukelpferde, Bäumchen, Püppchen,
Hort und Herde, ach, ich könnt vor Glück vergehn.
                                                          Überliefert


O schöne herrliche Weihnachtszeit!
O schöne, herrliche Weihnachtszeit!
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus teilt seine lieben Gaben aus.
Und ist das Häuschen noch so klein, so kommt der heilige Christ hinein,
und alle sind ihm lieb wie die Seinen,
die Armen und reichen, die Grossen und Kleinen.
Der heilige Christ an alle denkt, ein jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freuen und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein!
                                                                     Hoffmann von Fallersleben



Wunderweisse Nächte
Es gibt so wunderweisse Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuem Jesuskind.


Weit wie mit dichtem Diamantenstaube bestreut,
erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
                                                                        Rainer Maria Rilke



Märchenstille Herrlichkeit
vom Himmel in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern herniederlacht;
vom Tannenalde steigen Düfte und hauchen durch die Winterlüfte,
und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder;
anbetend, staunend muss ich stehn;
es sinkt auf meine Augenlieder
ein goldner Kindertraum hernieder;
ich fühl's, ein Wunder ist geschehn.
                                                                                                                  Theodor Storm


Sind die Lichter angezündet
Sind Lichter angezündet, Freude zieht in jeden Raum;
Weihnachtsfreude wird verkündet unter jedem Lichterbaum.
Leuchte, Licht, mit hellem Schein, überall, überall soll Freude sein.

Süsse Singe, schöne Gaben geben nun von Hand zu Hand;
jedes Kind soll Freude haben, jedes Kind in jedem Land.
Leuchte, Licht, mit hellem Schein, überall, überall soll Freude sein.

Sind die Lichter angezündet, rings ist jeder Raum erhellt;
Weihnachtsfriede wird verkündet, zieht hinaus in alle Welt.
Leuchte, Licht, mit hellem Schein, überall, überall soll Freude sein.
                                                         Volksgut



Der schönste Weihnachtsbaum
Ich lag und schlief; da träumte mir ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl, die brannten rings umher;
die Zweige wareb allzumal von goldnen Äpfel schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran: Das war mal eine Pracht!
Da gabs, was ich nur wünschen kann und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah und ganz verwundert stand,
nach einem Apfelgriff ich da,  und alles , alles schwand.

Da wacht ich auf aus meinem Traum, und dunkel war's um mich:
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum, sag an, wo find ich dich?

Da war es just, als rief er mir: "Du darfst nur artig sein,
dann steh' ich wiederum vor dir - jetzt aber schlaf nur ein!
Und wenn du folgst und artig bist, dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der Heilige Christ den schönsten Weihnachtsbaum."
                                                                                       Hoffmann von Fallersleben


Der Weihnachtsbaum

Von allen den Bäumen jung und alt,
von allen den Bäumen gross und klein,
von allen in unserm ganzen Wald,
was mag doch der allerschönste sein?
Das ist doch allein, wer zweifelt dran?
Der Baum, der da grünet allezeit,
den heute mir bringt der Weihnachtsmann. -
Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht,
Dann holet er ihn bei Sternenschein
und schlüpfet, eh' einer sich's gedacht,
gar heimlich damit ins Haus hinein.
Dann schmückt er mit Lichtern jeden Zweig,
hängt Kuchen und Nüss' und Äpfel dran:
so macht er uns Alle freudenreich,
der liebe, der gute Weihnachtsmann.

                                        Hoffmann von Fallersleben



Weihnachten
Markt und Strassen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus ins freie Feld,
hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schnees Einsamkeit
steigt's wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!

Joseph von Eichendorff


Weihnacht
Nun ist das Fest der Weihnacht,
das Fest, das alle glücklich macht,
wo sich mit reichen Festgeschenken
Mann, Weib und Greis und Kind bedenken,
wo aller Hader wird vergessen
beim Christbaum und beim Krapfenessen; -
und Gross und Klein und Arm und Reich, -
an diesem Tag ist alles gleich.
So steht's in vielerlei Varianten
in deutschen Blättern. Alten Tanten
und Wickelkindern rollt die Zähre
ins taschentuch ob dieser Märe.
Papa liest's der Familie vor,
und alle lauschen und sind Ohr ...
Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt
ein armer Kerl gelesen hat.
Er hob es auf einer Pfütze,
dass es ihm hinterm Zaune nütze.

Erich Mühsam

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen